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Meinung Start-up-Nation Israel

Jerusalem ist die Innovationshauptstadt der Biotechnologie

Blick über die Altstadt von Jerusalem Blick über die Altstadt von Jerusalem
Blick über die Altstadt von Jerusalem
Quelle: Getty Images/AWL Images RM
Die 3000 v. Chr. gegründete heilige Stadt mit ihren über 850.000 Einwohnern erlebt gerade eine Start-up-Renaissance. Wenn es um Innovationen aus der Biotechnologie geht, gibt Jerusalem den Ton an.

Worum geht es

Um zu vermeiden, dass beim Googeln von Jerusalem ausschließlich die Begriffe „Trump“, „Fahnenverbrennung“ oder „Tage des Zorns“ aufpoppen und um das Augenmerk der Leser ein wenig von Israels Nummer-eins-Start-up-Paradies Tel Aviv wegzulenken, dreht sich in dieser Kolumne alles um Jerusalem – als Hauptstadt der biotechnologischen Innovationen. Move over, Tel Aviv!

Ressourcenstärke und bahnbrechende Technologien

Denn so sehr Tel Aviv das unangefochtene Hightechzentrum Israels ist: Wenn es um Innovationen im Bereich Life-Science/Biowissenschaften geht, gibt Jerusalem den Ton an. Bahnbrechende Technologien zur Bekämpfung von Krebserkrankungen, ALS oder Fettleibigkeit werden seit Jahren erfolgreich in Israels faszinierender Hauptstadt entwickelt.

Mit einem wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Vorzeigecluster, bestehend aus Innovationscentern, der renommierten Hebrew University, weltweit führenden Krankenhäusern sowie einem hochrangigen Netzwerk an Wissenschaftlern und akademischen Institutionen verfügt Jerusalem über alle Ressourcen, um eine der erfolgreichsten Biotech-Hubs der Zukunft zu werden.

In dem 2012 gegründeten Fachverband JLM-Bio-City tauschen sich mittlerweile über 1000 namhafte Wissenschaftler, Gründer, Ärzte und Investoren aus; mit dem gemeinsamen Ziel, Jerusalems Start-up-Eco-System stetig weiter auszubauen und sich als weltweiten Biotech-Spitzenstandort zu positionieren.

Brutstätten der Innovation

Unterstützung für Gründer gibt es von BioJerusalem, einer Initiative der Stadtverwaltung, die Unternehmen mit Investoren und strategischen Partnern vernetzt. Laut BioJerusalem sind übrigens – trotz der in Jerusalem ansässigen Biomed-Giganten wie Teva Pharmaceutical – 40 Prozent der Biotech-Firmen nicht älter als fünf Jahre und haben im Durchschnitt weniger als sieben Angestellte. Meine folgende Top drei gibt einen kleinen Einblick in Jerusalems Innovationsbrutstätten:

1. Immunity Pharma entwickelt ein neuartiges Medikament zur Behandlung der unheilbaren Nervenkrankheit ALS. Ziel ist es, das Fortschreiten der Erkrankung zu reduzieren. Erste erfolgreiche Tests bei Patienten mit fortgeschrittener ALS-Erkrankung wurden bereits durchgeführt: die Überlebenszeit konnte signifikant verlängert werden. Geplant ist die Weiterentwicklung der Wirkstoffe, um zukünftig auch neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer erfolgreich bekämpfen zu können.

2. AlloStim heißt der patentierte Wirkstoff, der von Immunovative Therapies entwickelt wurde und als spezifisch auf den Patienten abgestimmtes Impfpräparat Krebszellen bekämpfen soll. Hergestellt wird der Impfstoff aus dem Blut gesunder Spender und Mikrobestandteilen des zu behandelnden Tumors. Erste Studien weisen beeindruckende Ergebnisse vor: bei 11 von 42 unheilbar an Krebs erkrankten Patienten mit einer Lebenserwartung von 60 Tagen konnte die Überlebenszeit auf über zwei Jahre verlängert werden.

3. Um Adipositas und somit die Dysbalance zwischen Kalorienkonsum und Verbrennung erfolgreich zu behandeln, entwickelt Raziel Pharma derzeit einen Injektionsstoff, der durch Wärmebildung mit nur einer Spritze Fettpolster bis zu 50 Prozent reduziert. Erste Studien überzeugten auch hier mit vielversprechenden und nachhaltigen Ergebnissen.

Chancen für die Einwohner

Dass der Erfolg des Biotech-Eco-Systems Jerusalem erste große Früchte trägt, zeigt nicht nur der Ansturm internationaler Delegationen im vergangenen Jahr. Alleine in den letzten sechs Jahren ist die Anzahl der Start-ups aus den Bereichen Biotech, Medizin und Pharma in Jerusalem rasant angestiegen – von 250 Firmen in 2011 auf über 600 Unternehmen bis heute. Und auch das VC Investment kann sich mit über 300 Millionen US-Dollar in 2016 sehen lassen.

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Die über 3000 Jahre alte Stadt erlebt somit eine Start-up-Renaissance, die nicht nur die Vielfalt der Bewohnerschaft widerspiegelt, sondern auch große Chancen für diese bietet, denn sowohl die arabischen als auch die jüdischen Einwohner können gemeinsam zur Erfolgsstory des Ecosystems beitragen als auch langfristig davon profitieren. Klingt zugegebenermaßen in Zeiten wie diesen zu schön, um wahr zu sein. Ich erlaube mir daher, abermals auf die Worte David Ben Gurions zurückzugreifen, denn: „Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist!“

Die Autorin, im Vorstand der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und GISEP-Botschafterin, ist Gründerin und Geschäftsführerin der PR-Beratung Frahm & Partner und BILANZ-Kolumnistin.

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