Modul 3: Wegbereiter

Kontakt auf Bewährung

In einer Zeit, in der sich die Beziehungen noch sehr zaghaft zeigen, geprägt von Unsicherheiten und gegenseitiger Vorsicht, sind es einzelne starke Persönlichkeiten, die Brücken betreten – ja, die überhaupt erst einmal sehen, dass es da Brücken gibt, die man betreten kann. Ben-Gurion behauptet, gegen den erbitterten Widerspruch vieler Israelis, dass das Deutschland von heute nicht das Deutschland von gestern sei. Auf künstlerischem, wirtschaftlichem und dann auch auf politischem Feld überwinden Einzelne die hohen psychologischen Hürden und tragen mit ihrem Eigensinn und ihrem Mut dazu bei, die Kontakte zu festigen und zu verstetigen. Sie gehen voran und ebnen Wege – sodass Deutsches in Israel und Israelisches in Deutschland Stück für Stück fast zu einer Selbstverständlichkeit werden kann.

Felix Burian und der VW Käfer

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Felix Burian, geb. 1925 in Wien, kurz vor seiner Auswanderung nach Palästina
© Felix Burian, Privatsammlung

Der VW Käfer hat als Kultobjekt die Automobilgeschichte revolutioniert – zunächst ist er das wichtigste Projekt der nationalsozialistischen Organisation „Kraft durch Freude“, dann das meistgefahrene Fahrzeug im Nachkriegsdeutschland und Symbol des  Wirtschaftswunders. Das zunächst verhasste Deutsche ist in Form von Volkswagen zunehmend in Israels Alltag präsent und prägt – ganz beiläufig – das Straßenbild.

Felix Burian flüchtet 1938 mit seinen Eltern aus Wien nach Palästina. Die Wiener Großeltern und alle Brüder des Vaters werden von den Nationalsozialisten ermordet. In Palästina macht Burian eine Ausbildung zum Automechaniker und eröffnet 1946 seine erste eigene Werkstatt im Zentrum Tel Avivs. Als 1960 die Grenzen für den freien Import von PKWs geöffnet werden, ist er der erste Händler für Volkswagen in Israel. Burians Werkstatt mit Verkauf – „Felix & Co“ – entwickelt sich zu einem großen Autohaus, das er bis zum Jahr 2000 führt.

In einer Zeit, in der viele Israelis nichts von deutschen Produkten wissen wollen, baut Burian Geschäftskontakte zu Deutschland auf: „Es war keine komplizierte Sache. Bei mir sind nur die Leute, die sich wirklich für Volkswagen interessiert haben, aufgetaucht. Bei mir haben Abgeordnete, Polizeioffiziere und hohe Militärs eingekauft. Und ich muss sagen, man hat mich nicht angestänkert. Man hat den Käfer angestänkert, in der Zeitung usw., aber mich persönlich nicht. Ich habe Leute überzeugt, indem ich gesagt habe, wir haben heute viel größere Feinde als die Deutschen, und die Deutschen bezahlen. Also warum nicht? Die Leute haben die Autos gekauft und waren sehr zufrieden.“

Burian überwindet beim Aufbau seines Betriebs große Hürden. Aus seinen Kontakten zu VW-Mitarbeitern und deutschen Ingenieuren entwickeln sich bis in die Gegenwart reichende Freundschaften.