Auszeichnung

Unter Einsatz ihres Lebens

Als Gertrude Sandmann während der Schoa fürchtete, dass die Gestapo jeden Moment kommen würde, um sie abzuholen, schrieb sie einen Abschiedsbrief, in dem sie ihren geplanten Selbstmord ankündigte. Doch die jüdische Malerin und Grafikerin hatte das nicht wirklich vor, denn sie hatte Freunde, die ihr halfen, ihr ein Versteck anboten und sie mit Lebensmitteln versorgten.

Charlotte und Reinhold Großmann, die in Treptow lebten, brachten Gertrude Sandmann im Kinderzimmer unter, während ihre elfjährige Tochter Sonja ins elterliche Schlafzimmer umzog. In dem kleinen Zimmer blieb Gertrude, bis die Luftangriffe über Berlin immer massiver wurden und alle befürchteten, vom Luftschutzwart entdeckt zu werden.

titel Den Sommer verbrachte Gertrude Sandmann dann in einer Laube in Biesdorf. Als es Winter wurde, nahm ihre Freundin und Lebensgefährtin Hedwig Koslowski sie bei sich in Schöneberg auf. Dank dem Ehepaar Großmann und Hedwig Koslowski überlebte Getrude Sandmann die Schoa.

Dafür verlieh die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem Charlotte und Reinhold Großmann sowie Hedwig Koslowski am Dienstag in der israelischen Botschaft posthum den Ehrentitel »Gerechte unter den Völkern« – genau 75 Jahre nach dem Einzug Gertrude Sandmanns in die Wohnung der Großmanns.

Der Botschafter des Staates Israel, Jeremy Issacharoff, überreichte die Yad-Vashem-Urkunde und die Medaille stellvertretend an die dritte und vierte Generation der Familie Großmann: den Enkelsohn Klaus-Dieter Hain sowie den Urenkel Andreas und dessen Familie.

freundschaft Von Hedwig Koslowski sind keine Familienangehörigen gefunden worden, sagte Botschaftsmitarbeiterin Sandra Witte. »Alle drei sind ein großes Risiko eingegangen.« Seit zwei Jahren stehe sie mit der Familie Hain in Kontakt, und nun freuten sich alle sichtlich, dass die Retter von Gertrude Sandmann geehrt wurden.

»Für meine Großmutter war es selbstverständlich, Gertrude bei sich aufzunehmen«, sagte Klaus-Dieter Hain. Bis zu ihrem Tode blieben die beiden Frauen befreundet, und Charlotte fuhr als Rentnerin oft nach West-Berlin, um Gertrude in Schöneberg in der Eisenacher Straße zu besuchen.

Seit 1963 wurden mit dem Ehrentitel »Gerechte unter den Völkern« 26.513 Menschen ausgezeichnet, die während der Schoa unter Einsatz ihres Lebens Juden vor der Ermordung retteten, darunter bisher 601 Deutsche.

Friedrichshain-Kreuzberg

Antisemitische Slogans in israelischem Restaurant

In einen Tisch im »DoDa«-Deli wurde »Fuck Israel« und »Free Gaza« eingeritzt

 19.04.2024

Pessach

Auf die Freiheit!

Wir werden uns nicht verkriechen. Wir wollen uns nicht verstecken. Wir sind stolze Juden. Ein Leitartikel zu Pessach von Zentralratspräsident Josef Schuster

von Josef Schuster  19.04.2024

Sportcamp

Tage ohne Sorge

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin und Makkabi luden traumatisierte Kinder aus Israel ein

von Christine Schmitt  18.04.2024

Thüringen

»Wie ein Fadenkreuz im Rücken«

Die Beratungsstelle Ezra stellt ihre bedrückende Jahresstatistik zu rechter Gewalt vor

von Pascal Beck  18.04.2024

Berlin

Pulled Ochsenbacke und Kokos-Malabi

Das kulturelle Miteinander stärken: Zu Besuch bei Deutschlands größtem koscheren Foodfestival

von Florentine Lippmann  17.04.2024

Essay

Steinchen für Steinchen

Wir müssen dem Tsunami des Hasses nach dem 7. Oktober ein Miteinander entgegensetzen

von Barbara Bišický-Ehrlich  16.04.2024

München

Die rappende Rebbetzin

Lea Kalisch gastierte mit ihrer Band »Šenster Gob« im Jüdischen Gemeindezentrum

von Nora Niemann  16.04.2024

Jewrovision

»Ein Quäntchen Glück ist nötig«

Igal Shamailov über den Sieg des Stuttgarter Jugendzentrums und Pläne für die Zukunft

von Christine Schmitt  16.04.2024

Porträt der Woche

Heimat in der Gemeinschaft

Rachel Bendavid-Korsten wuchs in Marokko auf und wurde in Berlin Religionslehrerin

von Gerhard Haase-Hindenberg  16.04.2024