Internet-Millionärin Alona Barkat: Die Angela Merkel des Fußballs

Sie führt als einzige Frau einen Profi-Klub in Israel. Mit eigenen Methoden und Erfolg

Von: Von M. MARBURG

Frauen sind auf dem Fußballplatz erfolgreich. Und auch daneben!

In Israel hat Alona Barkat (47) ihren Verein Hapoel Beer Sheva zum Meistertitel geführt. Eine Frau ganz oben in der Macho-Welt Fußball!

Die Internet-Millionärin zu BILD am SONNTAG: „Ich bin als Besitzerin des Klubs in alle Entscheidungen eingebunden. Ich lasse die Experten ihre Arbeit machen, aber ich habe das letzte Wort. Auch bei Transfers.“

Als Alona (Schwager Nir ist Bürgermeister von Jerusalem) die Mannschaft 2007 kaufte, spielte sie in der 2. Liga, war für ihre Problem-Fans bekannt. Barkat: „Wir mussten damals ganz von vorne anfangen, eine Jugendabteilung aufbauen.“

Weiteres Problem: Beer Sheva wurde von Israelis aus Tel Aviv und Umgebung belächelt. Kaum ein Spieler, der andere Angebote hatte, entschied sich für den Wechsel in den Süden.

Auch ihr persönlicher Einstieg war nicht leicht: „Einige haben mich am Anfang nicht ernst genommen, mehr als ein Berater hat gedacht, er könne mich austricksen. Das war ein Lernprozess.“

Trotzdem gelang nach zwei Jahren der Aufstieg in die erste Liga. Mit Alona, die bei jedem Auswärtsspiel inmitten der Hapoel-Fans saß. Das macht sie auch heute noch: „Ich will wissen, was sie denken. Viele von ihnen haben meine Telefonnummer, die rufen an, wenn sie Ideen oder Kritik haben.“

Schätzungsweise 22 Mio Euro hat sie in den Verein gesteckt: „Es hat sich gelohnt. Sowohl aus sportlicher Sicht als auch aus gesellschaftlicher.“ In ihrem Klub spielen Juden, Moslems und Christen – ganz normal für Israel. Und in Tel Aviv ist ihnen das Lachen über Beer Sheva mittlerweile vergangen.

Aber Barkat hat auch den israelischen Fußball verändert: „Ich spüre keinen Chauvinismus mehr. Das hat etwas gedauert, wie immer, wenn Frauen in einem Feld Pionier-Arbeit leisten. Das ist wie bei der Bankdirektorin, die in den ersten Wochen komisch angeschaut wird. Oder bei eurer Kanzlerin, die tolle Arbeit macht. Oder eben bei der Besitzerin eines Fußball-Klubs. Am Ende werden ohnehin alle am Erfolg gemessen.“

Große Unterschiede zu ihren männlichen Kollegen sieht sie heute nicht mehr. Einen gibt es allerdings: „Wenn ich in die Umkleide will, rufe ich vorher laut. Damit alle angezogen sind.“

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