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Rede von Außenminister Heiko Maas bei einem Empfang der Botschaft des Staates Israel anlässlich des 70. Unabhängigkeitstages des Staates Israel

19.04.2018 - Rede

Sehr geehrter Herr Bundespräsident, sehr geehrter Botschafter Issacharoff, dear Jeremy,
sehr geehrte Exzellenzen,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

gestern Abend bei Sonnenuntergang begann das 70-stündige Programm unter dem Titel „Erbe der Innovationen“, mit dem Israel im ganzen Land den 70. Jahrestag seiner Staatsgründung begeht. An diesem Tag vor 70 Jahren nach dem jüdischen Kalender, nach dem gregorianischen Kalender am 14. Mai 1948, verlas David Ben Gurion die Unabhängigkeitserklärung Israels im Stadtmuseum von Tel Aviv. Damit ging ein jüdischer Traum in Erfüllung.
Heute Abend haben wir hier in Berlin die Möglichkeit, mit unseren israelischen Freundinnen und Freunden und den Freundinnen und Freunden Israels in Deutschland auf dieses Jubiläum anzustoßen und Ihnen von Herzen zu gratulieren. Für die Einladung dazu und für die sehr freundlichen, einleitenden Worte möchte ich mich bei Ihnen, Herr Botschafter, ganz herzlich bedanken. Es ist mir eine Ehre heute hier sein zu dürfen.

Meine Damen und Herren,

als Außenminister war es mir ein besonderes Anliegen, besonders schnell nach Israel zu reisen. Jeder Besuch in Israel hat für einen deutschen Minister eine ganz besondere Bedeutung. Umso mehr galt dies nur wenige Wochen vor dem heutigen runden Geburtstag Israels, der auch gerade für uns Deutsche ein ganz besonderes Datum ist.
Denn dass Deutschland und Israel 73 Jahre nach dem Menschheitsverbrechen der Shoah und 70 Jahre nach der Gründung des Staates Israel eine wirkliche Freundschaft verbindet, das ist ein wunderbares Geschenk für uns Deutsche. Manchmal haben wir auch den Eindruck, dass es ein unverdientes Geschenk ist. Und deshalb danken wir zahllosen Menschen in beiden Ländern, die unsere Freundschaft haben wachsen lassen.

Meine Damen und Herren,

für mich erwächst aus den schrecklichen, von Deutschen an Juden begangenen Verbrechen des Holocaust nicht nur eine historische Verantwortung unseres Landes, sondern auch eine tiefe persönliche Motivation für politisches Handeln. Es ist mir eine persönliche Verpflichtung, dass Deutschland für die Existenz und die Sicherheit Israels einsteht. Und es ist mir eine persönliche Verpflichtung, dass wir jeder Form von Antisemitismus und Rassismus entschieden entgegentreten und uns für die Achtung der Menschenrechte einsetzen – gerade bei uns hier in Deutschland gegenüber denjenigen, die schon immer hier leben, und gegenüber denen, die zu uns gekommen sind.
Und ich will das auch ganz deutlich sagen: Solange jüdische Schulen und die Synagogen in Deutschland von der Polizei geschützt werden müssen, solange junge Männer auf offener Straße verprügelt werden, nur weil sie eine Kippa tragen und solange Preise für judenfeindliche Provokationen verliehen werden, ist das beschämend für unser Land.
Und es zeigt: wir müssen auch heute noch gegen jede Form von Antisemitismus sehr klar Stellung beziehen. Für Antisemitismus in Deutschland gibt es keine Bagatellgrenzen. Unsere Verantwortung, uns schützend vor jüdisches Leben zu stellen, die endet nie.
Bei meinem Besuch in Israel hat mich besonders mein Treffen mit Überlebenden des Holocaust berührt. Diese haben mich in das Amcha-Zentrum in Jerusalem zu ihrer Pessach-Feier eingeladen. Wir haben zusammen gegessen, getrunken und auch Lieder gesungen. Das war schön. Es hat mich beeindruckt, welch ein großes Herz diese Menschen haben müssen.
Denn sie leben vor, was Amos Oz einmal wie folgt ausdrückt hat: „Die Vergangenheit ist immer gegenwärtig und wird immer gegenwärtig bleiben; doch man muss sich daran erinnern, dass die Vergangenheit uns gehört und nicht wir ihr.“
In diesem Sinne müssen wir die Erinnerung wachhalten – und dafür gibt es keinen Schlussstrich.

Meine Damen und Herren,

wenn ein Staat seinen 70. Geburtstag begeht, dann darf er durchaus noch als jung gelten. Aber die letzten 70 Jahre waren für Israel alles andere als einfach – der junge Staat hatte eine schwierige Jugend und er musste schnell auf eigene Beine kommen. Ich wünsche Israel, dass die nächsten 70 Jahre vor allem auch Jahre des Friedens sein werden, Frieden nach innen wie nach außen. Ein Frieden, in dessen Lichte das Land noch weiter erblühen möge. Genau das ist es, wovon David Ben Gurion immer geträumt hat. Und er sagte auch: Wenn man in Israel ein Realist sein will, dann muss man an Wunder glauben. Manche sagen, Frieden sei im Nahen Osten ein Wunder. Dann stehe ich hier als Realist im Sinne Ben Gurions, denn ich glaube an einen gerechten Frieden, in dem Israels Existenz und Sicherheit garantiert sind und Israelis mit ihren Nachbarn Seite an Seite in Frieden leben können.

Meine Damen und Herren,

wir wollen die Freundschaft zwischen unseren Ländern noch tiefer verankern und unseren jeweiligen Bevölkerungen zeigen, wie vielfältig unsere Verbindungen schon sind. Dabei unterstützen wir in engem Kontakt zur israelischen Botschaft zahlreiche Veranstaltungen in Israel und Deutschland. Wir wollen die zahllosen Bande, die uns schon heute in der Politik, in Kunst, Kultur, in der Wissenschaft und Wirtschaft verbinden, immer enger knüpfen.

Ihnen, lieber Herr Botschafter und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, danke ich ganz herzlich für Ihren täglichen und unermüdlichen Einsatz in diesem Sinne. Auch das bringt die Menschen unserer Länder noch enger zusammen. Vielen Dank.

Unsere Freundschaft lebt durch das Miteinander von Deutschen und Israelis, im Wissen um die schreckliche Vergangenheit und mit dem Willen, eine gute Zukunft für die kommenden Generationen zu schaffen. Unsere Freundschaft zeigt, dass Wunder in der Geschichte möglich sind. Lassen Sie uns alles dafür tun, dieses Wunder weiter erleben zu dürfen.

Vielen Dank.

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