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"Das Vermächtnis der Zeitzeugen - unsere Verantwortung"
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Aus Anlass des 70. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz lud die Organisation „Initiative 27. Januar“ am 22.01. in Berlin zu einer Gedenkveranstaltung ein. Die Veranstaltung stand unter dem Titel „Das Vermächtnis der Zeitzeugen – unsere Verantwortung“.
Botschafter Yakov Hadas-Handelsman hielt bei der Gedenkveranstaltung in der Französischen Friedrichstadtkirche eine Rede, in der er den Titel der Veranstaltung aufnahm. Der Botschafter sagte:
„Was ist unsere Verantwortung? Ich denke, in allererster Linie müssen wir den Zeitzeugen zuhören. Und wir müssen jedem einzelnen Zeitzeugen danken, der genug Kraft und Mut hatte - und hat - über die unvorstellbaren Dinge, die ihm oder ihr angetan wurden, zu sprechen. Niemand von uns kann sich vorstellen, was das für diese Menschen bedeutet.
Nach dem Krieg haben die meisten Überlebenden nicht gesprochen. Sie hatten die Hölle überlebt und mussten ihr Leben von Grund auf neu aufbauen. Viele waren zu traumatisiert, um über ihr Leid zu sprechen. Andere hatten Schuldgefühle: Warum habe ich überlebt, andere aber nicht? Manche schämten sich. Oder es fehlten ihnen die Kraft und der Mut.
Und dann gab es noch einen Grund, warum viele Überlebende nicht sprachen. Sie hatten Angst. Angst davor, dass man ihnen nicht glauben würde. […]
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In Israel und anderswo wuchs auch die so genannte Zweite Generation oftmals mit Schweigen auf. Die Kinder der Überlebenden fragten nicht – oder ihre Fragen wurden nicht beantwortet. Manchmal waren laute Schreie in der Nacht die einzige Antwort, die sie bekamen - wenn ihre Eltern in ihren Alpträumen von der Vergangenheit eingeholt wurden.
Es war meist erst die Generation der Enkel, die den Großeltern ausdauernd Fragen stellten. Und manche Großeltern fühlten sich erst dann, nach vielen Jahren, in der Lage, zu antworten. […]
Die menschliche Würde, die von den Nazis ausgelöscht wurde, und die Anerkennung ihres Leids, stehen oft im Zentrum des öffentlichen Engagements von Holocaust-Überlebenden. Es ist ein Kampf gegen Verleugnung, Missverständnisse und Gleichgültigkeit. Dieser Kampf darf den Überlebenden nicht allein überlassen werden.
Es ist unsere Verantwortung, alles für das Wohlergehen und die Würde dieser Menschen zu tun. Ganz besonders gilt das hier in Deutschland.
Und schließlich ist es an uns allen, die Fackel der Erinnerung weiter zu tragen. Auch das ist unsere Verantwortung!
Den Mitgliedern, Freunden und Unterstützern der „Initiative 27. Januar“ danke ich sehr herzlich für ihr Engagement.“
(Botschaft des Staates Israel, 22.01.15)
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