Herr Botschafter, 45 Jahre nach dem Olympia-Attentat palästinensischer Terroristen auf israelische Sportler wird an diesem Mittwoch in München ein Denkmal eingeweiht. Kommt das Gedenken zu spät?

IssacharoffEs ist niemals zu spät, an diesen schweren Terrorakt zu erinnern. Vor den letzten Olympischen Spielen wurde in München der elf israelischen Athleten gedacht, die bei dem schrecklichen Angriff 1972 ermordet worden waren. Dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den israelischen Präsidenten Reuven Rivlin jetzt zur Einweihungszeremonie des Denkmals eingeladen hat, wird in Israel als sehr positives Signal gesehen und gewürdigt.

Vertreter der jüdischen Gemeinde warnen vor wachsendem Antisemitismus in Deutschland, sprechen von der Gefahr, in einigen Stadtvierteln die Kippa zu tragen. Sehen auch Sie diese Bedrohung?

IssacharoffDiese Bedrohung besteht in einigen Vierteln. Allerdings bin ich erst seit einer Woche in Berlin und kann die Situation noch nicht aus eigener Anschauung beurteilen. Wir müssen uns dieser Gefahr durch Judenfeindlichkeit stellen. Ganz wichtig für den Kampf gegen Antisemitismus sind Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen. Dafür will ich mich als Botschafter besonders einsetzen. Wir müssen bedenken, dass viele Jugendliche in Deutschland aus Ländern kommen, in denen Antisemitismus stark verwurzelt ist und zum Alltag gehört. Wir müssen schon in den Schulen diesen verwerflichen Einstellungen entgegentreten!

Mit der AfD steht eine Partei vor dem Einzug in den Bundestag, aus deren Reihen antisemitische Äußerungen zu hören sind. Wie sehr beunruhigt Sie das?

IssacharoffWenn eine Partei mit solchen antisemitischen Äußerungen erstmals in den Bundestag einziehen würde, wäre das sehr besorgniserregend! Solche Positionen dürfen sich nicht ausbreiten und dürfen keine öffentliche politische Bühne erhalten! Jede Partei, die judenfeindliche Einstellungen duldet oder sogar unterstützt, ist für Israel eine Bedrohung. Wir wissen es aus der Vergangenheit: Antisemitismus kann an einem Ort auflodern und breitet sich dann aus. Jeder, der ein Interesse daran hat, eine demokratische und tolerante Gesellschaft zu bewahren, sollte darüber beunruhigt sein.