Die Delegation im Außenministerium (Foto: GPO)
"Nicht wirklich fremd" - Arabische Journalisten besuchen Israel
 
Wenn in arabisch-sprachigen Medien von Israel die Rede ist, dann geht es selten objektiv zu, in aller Regel wird das Land als Feind gesehen und der schlimmsten Verbrechen beschuldigt.

Um die einseitig negative Berichterstattung zumindest in Ansätzen auszugleichen, betreibt das Außenministerium schon seit einige Zeit Kanäle auf Arabisch in den Sozialen Medien: Auf twitter.com/IsraelArabic oder facebook.com/IsraelArabic können Nutzer aus der arabischen Welt Israel auch von einer anderen Seite kennenlernen.

Aber das Außenministerium möchte auch mit Medien in der arabischen Welt ins Gespräch kommen und organisiert daher Aufenthalte für Journalisten im Land.

Eine Delegation aus neun Journalistinnen und Journalisten, die allesamt für arabisch-sprachige Medien tätig sind, kommt gerade in den Genuss eines Aufenthaltes in Israel – und sieht hier Dinge, die sie so nicht erwartet hätten:

„Die arabischen Medien geben nicht die Wirklichkeit über Israel wieder, und das ist eines der größten Probleme Israels“, so ein Teilnehmer zum Internetportal Maariv.

Fünf der Teilnehmer kommen aus Marokko, die übrigen aus Syrien, dem kurdischen Teil Iraks, dem Jemen und dem Libanon.

Einer der ersten Programmpunkte für die Delegation war am Montag der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Einer der Teilnehmer, der schon seit mehreren Jahren in Deutschland lebt und von dort aus für ein arabisch-sprachiges Medium schreibt, erklärte: „Sogar ich, als Journalist in einem westlichen Land, kannte nicht die ganze Geschichte der Shoah.“ Er erklärte, in der arabischen Welt wüssten viele Menschen nicht, was das jüdische Volk erlitten habe, bevor es einen eigenen Staat gehabt habe. „Und nicht, weil sie es nicht wissen wollen, sondern weil es ihnen niemand sagt.“

Auch die übrigen Teilnehmer aus Ländern, mit denen Israel keine diplomatischen Beziehungen unterhält, leben seit längerem im Ausland. Einer von ihnen ist Syrer und 2011 vor dem Assad-Regime nach Schweden geflohen. „Es ist natürlich mein erstes Mal in Israel“, erklärt er. „Aber ich fühle mich nicht ganz fremd, schließlich komme ich aus einem Nachbarland. Israel ähnelt Syrien im Wetter, der Landschaft, den Menschen. Es ist das gleiche Essen, aber was vollkommen anders ist, ist natürlich die Regierung“, fügt er hinzu.

Am Dienstag besuchte die Delegation die Jerusalemer Altstadt, sprach mit den Händlern dort, besichtigte die Klagemauer und beschloss den Ausflug schließlich mit einem Besuch des Tempelberges und einem Gebet in der Al Aksa-Moschee. Gestern dann ging es in den Norden: Im drusischen Dorf Isfiya wurden die Journalisten von Diplomat Bahij Mansour erwartet, der sie zu sich nach Hause eingeladen hatte. Von dort aus ging es weiter nach Nahariya. Im dortigen Krankenhaus konnte sich die Delegation vom humanitären Einsatz Israels im syrischen Bürgerkrieg überzeugen, denn hier werden syrische Verletzte behandelt. Mit einigen von ihnen konnten die Delegationsteilnehmer sprechen.

Was ihn denn am meisten überrascht hätte, wurde einer der Teilnehmer gefragt. „Man spürt hier eine demokratische Atmosphäre“, erklärte er. „Wenn man mit Menschen spricht, fühlt man den Respekt, den sie einander gegenüber empfinden und das Verständnis zwischen ihnen, dass man lernen muss, miteinander klarzukommen.“ Die in den arabischen Medien immer wieder angesprochene Diskriminierung habe er nicht erlebt, was, so räumt er ein, natürlich auch teilweise damit zusammenhängen könne, dass man als organisierte Gruppe unterwegs sei.

Die Teilnehmer, die in ihrer Mehrheit anonym bleiben wollten, geben an, schon seit Jahren Kontakt zum israelischen Außenministerium zu unterhalten – natürlich nur inoffiziell, denn diese, ebenso wie auch das Bekanntwerden ihrer Teilnahme an der Reise, könnten viele von ihnen den Job kosten. Es bleibt also für das Außenministerium weiterhin noch viel zu tun…

(Maariv, Außenministerium des Staates Israel, 05./06./07.2.18)
 
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