ZEIT ONLINE: Ich habe mir Ihren Film Mix Hamburg heute Morgen im Büro angeguckt und sofort gute Laune gehabt. Ist diese Wirkung beabsichtigt?

Kutiman: Lustig, dass Sie das sagen. Das haben heute schon zwei andere Leute behauptet. Für mich das beste Kompliment, das ich bekommen kann. Ja, ich glaube, Hamburg verschafft mir ein gutes Gefühl.

ZEIT ONLINE: Normalerweise klagen Besucher hier über das schlechte Wetter. Ihr Musikfilm lässt einen glauben, Hamburg liege in der Karibik!

Kutiman: Was soll ich sagen? Als ich für eine Woche zum Filmen hier war, war das Wetter die meiste Zeit gut. Offensichtlich zeige ich jetzt nur die schöne Seite der Stadt. Das ist nun mal mein Eindruck. Es geht mir ja nicht darum, mich hinzustellen und zu sagen: Das ist Hamburg.

ZEIT ONLINE: Bekannt geworden sind Sie durch ihre Projekte Thru You und Thru You too, für die Sie aus YouTube-Aufnahmen von Hobby- oder semiprofessionellen Musikern neue Songs komponiert haben. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, den Klang von Städten festzuhalten?

Kutiman: Die ist in Jerusalem entstanden. Ich war auf ein Festival eingeladen, um mich mit der Stadt auseinanderzusetzen und habe mir überlegt, herumzugehen und Musiker zu filmen, während sie an prägnanten Orten improvisieren. Aus den Aufnahmen habe ich wie bei meinem YouTube-Projekt einen Song zusammengesetzt. Danach habe ich aus einigen anderen Städten Einladungen erhalten, bei ihnen das Gleiche zu tun.

ZEIT ONLINE: Nach Krakau, Tokio, New York, Tel Aviv und Istanbul war Hamburg dran. Was hat Sie überzeugt?

Kutiman: In Jerusalem reden alle immer nur von Berlin. Ich mochte es, eine deutsche Stadt kennenzulernen, um die es nicht einen so großen Hype gibt. Ich wusste wirklich nichts über Hamburg und musste mich erst einarbeiten.

ZEIT ONLINE: In Ihrem Film spielen unter anderem Mitglieder der Band Meute oder vom Ensemble Resonanz mit. Wie sind Sie auf die gekommen?

Kutiman: Da hat mir eine Mitarbeiterin der Letterbox Filmproduktion geholfen. Sie hat mir eine Liste mit etwa 50 Musikern aus der Stadt gegeben und ich habe mich dann für zwölf entschieden. Ich wollte etwas mit viel Rhythmus, eine Mischung aus Elektronischem und Akustischem. Und es sollten Instrumente vorkommen, die für die Stadt eine Bedeutung haben, wie das Akkordeon. 

ZEIT ONLINE: Wussten Sie nicht, dass Hamburg für Hip-Hop bekannt ist?

Kutiman: Wirklich? Nein, das wusste ich nicht. Ich glaube, dass auf der Liste einige Hip-Hop-Bands waren. Mein Problem war aber, dass ich sie nicht verstanden habe. Den Fehler habe ich in Tokio gemacht. Da habe ich einen MC gefilmt und hinterher nicht gewusst, wie ich die Aufnahme sinnvoll schneiden kann.  

ZEIT ONLINE: Hat Ihnen die Produktionsfirma auch geholfen, die Orte zu finden, an denen die Musiker spielen, zum Beispiel vor der Elbphilharmonie oder im Alten Elbtunnel?

Kutiman: Genau. Ich habe mich auch darüber mit ihnen ausgetauscht.

ZEIT ONLINE: Finanziert wurde Ihr Film vor allem von der Hamburg Stadtmarketing GmbH. Hat sie Einfluss auf Ihre Auswahl genommen?

Kutiman: Davon habe ich nichts bekommen. Ich habe mich immer künstlerisch frei gefühlt.

ZEIT ONLINE: Wie bei einigen ihrer vorherigen Stadt-Filmen ist es auch bei Hamburg möglich, sich auf einer Homepage aus den musikalischen Improvisationen seinen eigenen Song zu basteln und ihn mit anderen zu teilen oder an sie zu schicken. Was wollen Sie damit bezwecken?

Kutiman: Dahinter steckt meine Neugier. Umgesetzt habe ich diese Idee mit dem British Council. Als eine Einrichtung, die internationale Beziehungen stärken will, fanden die interessant, was ich mache. Für mich ist es spannend zu sehen, wie andere die Filme und die Musik zusammenbasteln. Hoffentlich kriege ich jetzt jede Menge Nachrichten aus Hamburg.